Jetzt hat er sie, die Zehn. Mesut Özil trägt bei Real Madrid wäh­rend der Welt­tour des Klubs mit sieben Spielen auf drei Kon­ti­nenten inklu­sive des Tests bei Hertha BSC neu­er­dings die Rücken­nummer des zen­tralen Mannes, der das Spiel steuert. Das hat auch einen Mar­ke­ting-Grund, das Trikot ver­kauft sich sicher besser als das vor­he­rige von Özil mit der 23 und besser als das von Las­sana Diarra, der im offi­zi­ellen Spie­ler­kader Reals noch die Zehn innehat. Aber der Fran­zose soll abge­geben werden, ohnehin passt zu seiner Spiel­weise und Posi­tion die Rücken­nummer sechs besser.

Özil die Zehn zu geben, ist aber auch logi­sche Folge seiner Ent­wick­lung und der Bedeu­tung, die er inzwi­schen in Madrid inne hat. Gegen alle anderen Madri­lenen wie bei­spiels­weise den eins­tigen Welt­fuß­baller Kaká, die für die Zeh­ner­po­si­tion in Frage kommen, hat sich der deut­sche Natio­nal­spieler längst durch­ge­setzt. Er ist eigent­lich schon seit seinem Wechsel zu Real vor einem Jahr auf dem Weg, einen Status zu erlangen, wie ihn selbst andere berühmte Deut­sche einst in Madrid nicht hatten.

Deut­sche Spiel­ma­cher haben Tra­di­tion in Madrid

Günter Netzer bestimmte in den sieb­ziger Jahren für drei Jahre die Spiel­züge des Klubs, unter­stützt von Paul Breitner. Ihnen folgte Ulli Stie­like, dessen Haupt­auf­gabe aber eher darin bestand, das Spiel des Geg­ners zu unter­binden. Er ist für die Men­schen in Spa­nien der bedeu­tendste deut­sche Spieler, der bei Real Madrid gespielt hat“, sagt der defen­sive Mit­tel­feld­spieler Sami Khe­dira. Stie­like, der acht Jahre lang in Madrid war, bezeichnet er als Vor­bild. Khe­dira steht wie Özil vor seiner zweiten Saison bei Real, wo seit diesem Sommer in Hamit Altintop und Nuri Sahin noch zwei wei­tere Spieler unter Ver­trag stehen, die aus der Bun­des­liga geholt wurden. Selbst die Ver­pflich­tung Altin­tops, der beim FC Bayern nur Reser­vist war, macht wegen dessen varia­bler Ein­setz­bar­keit für die zweite Reihe Sinn, auch wenn sie im Klub umstritten war und in Spa­nien erst große Ver­wun­de­rung und dann Häme her­vor­rief, weil Altintop sich gleich ver­letzte und für meh­rere Monate aus­fällt. Man kann jede Ver­pflich­tung für sich betrachten, die Häu­fung mit vier ehe­ma­ligen Bun­des­li­ga­spie­lern in der Mann­schaft von Trainer José Mour­inho zeigt aber den gestie­genen Stel­len­wert der deut­schen Liga.

Bernd Schuster, der Ende der acht­ziger Jahre einmal der Allein­herr­scher in Madrids Mit­tel­kreis und 2007/08 auch Trainer des Klubs war, hält zum Bei­spiel die Ver­pflich­tung Sahins für eine tolle Sache, die von Altintop aber kann er nicht ver­stehen, weil Altintop die nötige Klasse fehle. Die besaß Schuster, Beglei­tung in Form ihm bereits bekannter Spieler hatte er damals ebenso wenig wie später Bodo Ill­gner oder der nur selten ein­ge­setzte Chris­toph Met­zelder. Schuster blieb zwei Jahre als Spieler bei Real und wurde erst danach zu einer Art Halb-Spa­nier, Özil hin­gegen könnte auf dem Platz eine ganze Ära prägen.

Nur Messi hatte mehr Scor­er­punkte

Die Bedeu­tung der Rücken­num­mern hat sich seit den Zeiten Net­zers und auch Schus­ters gewan­delt, und die Posi­tion der Sechs ist min­des­tens genauso wichtig geworden wie die der Zehn. Doch in der Spiel­weise von Mour­inhos Madrid kommt der zen­tralen Mit­tel­feld­po­si­tion wei­terhin ent­schei­dende Bedeu­tung zu – vor allem wenn sie mit einem Spieler von der Klasse Özils besetzt ist. In der vor­he­rigen Saison hatte nur Lionel Messi mehr Scor­er­punkte in der Pri­mera Divi­sion, und in den jüngsten Test­spielen auf der Welt­tour gab der deut­sche Natio­nal­spieler eine Tor­vor­lage nach der anderen. Schon bei seiner Ver­pflich­tung für 18 Mil­lionen Euro von Werder Bremen hatte Mour­inho Özil als Schnäpp­chen“ bezeichnet, was ange­sichts von 94 Mil­lionen Euro Ablöse für Cris­tiano Ronaldo oder 60 Mil­lionen für Kaká sicher keine fal­sche Ein­schät­zung ist. In Reals großem und wich­tigsten Plan, den Rück­stand zum weit ent­eilten Erz­ri­valen FC Bar­ce­lona wieder zu ver­klei­nern, spielt Özil jeden­falls eine ent­schei­dende Rolle.

ncG1vNJzZmhpYZu%2FpsHNnZxnnJVkrrPAyKScpWeeqrqusdFmsZ6gnmK5pq7TaGtqbGNnhA%3D%3D